Himmlisches Netzwerk – Predigt zu Allerheiligen 2020

Es gehört ganz wesentlich zum Leben und Lebensgefühl vieler Mitmenschen, vor allem der jüngeren Generation: Das Internet mit seinen vielen Möglichkeiten. Neben dem www. (world wide web), dem weltweiten Netz sind da in den letzten Jahren auch die sogenannten sozialen Netzwerke entstanden, die auf gut deutsch „communities“ – Gemeinschaften heißen. Wobei natürlich schon die Frage gestattet sein darf, was Hetze gegen Ausländer, ausfällige Bemerkungen über Andersdenkende und andere dümmliche Kommentare mit ’sozial‘ zu tun haben – aber das nur am Rande…

Man könnte nun meinen, solch ein Netzwerk sei erst eine Erfindung unserer modernen Internet-Welt. Aber so ganz stimmt das wohl nicht. Es gibt schon längst ein internationales Netzwerk, das nicht nur Menschen aus verschiedenen Ländern, Kulturen und Kontinenten verbindet, sondern auch über viele Jahrhunderte hinweg. Dieses Netzwerk kennen Sie alle: Es sind die Heiligen unserer Kirche. Dazu gehören nicht nur jene, die die Kirche förmlich heiliggesprochen, also, wie man sagt, zur Ehre der Altäre erhoben hat, und die wir deswegen auch das ganze Jahr über in den Werktagsmessen feiern.

Nein, zu diesem himmlischen Netzwerk der Heiligen gehören auch all jene, die nicht namentlich genannt, aber bei Gott in seiner ewigen Herrlichkeit versammelt sind. Es ist jene Schar aus allen Nationen und Stämmen, Völkern und Sprachen, die niemand zählen kann – außer Gott selbst (vgl. Offb 7,9). An dieses Himmel und Erde umspannende Netzwerk, an diese Gemeinschaft aller Heiligen erinnert das heutige Fest.

Wir dürfen uns freuen über alle Heiligen in der Kirche, auch die vielen Unbekannten und Ungenannten. Und genau deswegen feiern wir in den Werktagsmessen auch ihre Gedenktage. Und da spüren wir: Die Heiligen weiten Herz und Verstand, weil sie Menschen aus vielen Völkern und allen Jahrhunderten verbinden. Sie lassen staunen, was Menschen in ihrem Leben geleistet haben, Menschen ganz unterschied- licher Art und Herkunft.

Was verbindet eigentlich die Heiligen, was ist ihnen gemeinsam? Nun: Es waren Menschen, die auf Gott geachtet haben, die offen waren für seinen Antrieb, für sein Wort. Es waren Menschen, die nach Gottes Willen in ihrem Leben gefragt, Menschen, die Gott gesucht haben, oft ein Leben lang. Es waren Menschen, die in Gottes Namen Menschen Freiheit gebracht haben, für Gerechtigkeit gesorgt haben und dabei weiß Gott nicht immer auf Verständnis gestoßen sind. Und Heilige waren Menschen, die am Ende ihres irdischen Lebens, im Augenblick des Todes wohl Gott gefunden haben, der ihr irdisches Leben in seiner Ewigkeit vollendet hat.

Das aber, liebe Christen, verbindet uns mit den Heiligen. Das alles sollen und können wir jetzt auch schon sein und schließlich werden: Menschen, die auf Gott achten, die offen sind für seinen Antrieb, für sein Wort, Menschen, die nach Gottes Willen in ihrem Leben fragen, Menschen, die Gott suchen, bis wir ihn im Tod gefunden haben werden, den Gott, der auch unser Leben in seiner Ewigkeit vollenden wird. In diesem Sinne sind uns die Heiligen Vorbilder, Vorbilder, die zeigen, dass wir das Ziel unseres irdischen Lebens erreichen werden: einmal für immer bei Gott zu sein: vollendet und ganz, heil und heilig, ohne Krankheit und Gebrechen, ohne Trauer und Angst, rundum glücklich.

Selbst wenn wir mit dem internet und dem ‚world wide web‘ gar nichts oder nur wenig anfangen können – die Heiligen lassen uns auf einer ganz anderen Ebene weltweit zusammenwachsen, und zwar vernetzt im Namen Gottes. Amen.