Gedanken zu Allerseelen 2020

Über viele Bibeltexte könnten wir stundenlang reden. Vermutlich umso mehr, wenn man erst vor kurzem einen lieben Menschen verloren hat. Wie passend erscheint da doch der Ruf aus Psalm 130: Aus der Tiefe rufe ich zu dir. So fühlen sich viele, wenn sie um einen Menschen trauern. Ganz verzweifelt rufen wir da zu Gott: Hör doch meine Stimme! Ganz so wie Marta, die im Evangelium um ihren Bruder Lazarus trauert: Herr, wärst du hier gewesen, dann wäre mein Bruder nicht gestorben. In diesen Rufen steckt mehr als Verzweiflung, wir hören hier Klage und auch Anklage: „Musste das denn sein? Warum passiert das?“ Gerade wenn jemand plötzlich und überraschend stirbt, sei es bei einem Auto- oder Motorradunfall oder durch eine bis vor kurzem ganz unbekannte Krankheit, ist diese Frage unausweichlich. Wir verhandeln, wollen es nicht wahrhaben und klagen Gott auch an: Wie kannst du das zulassen?

Aber es gibt auch andere Situationen. Nicht selten hört man von Angehörigen die Aussage: „Gut, dass es vorbei ist.“ oder „Jetzt ist er/sie erlöst.“ Wenn der Tod nicht überraschend kommt, ist er nicht weniger schmerzhaft, aber man hat sich vielleicht bereits darauf eingestellt.

Zurück bleiben dabei wir, die wir noch hier sind. Wir fragen uns, was passiert nun mit den Menschen, um die wir trauern? Gibt es ein Leben nach dem Tod? – Wir hoffen – hoffen, dem Verstorbenen möge es gut gehen, er oder sie möge in den Himmel kommen oder wie wir auch immer uns die Ewigkeit vorstellen. Dieser Hoffnung verleihen wir immer wieder Ausdruck, wenn wir beten oder wenn wir an die Verstorbenen denken. Vielleicht auch, wenn wir uns Fotos anschauen oder Briefe lesen, die sie uns hinterlassen haben.

Im Evangelium haben wir auch von Martas Hoffnung gehört. Sie ist sich sogar so sicher, dass sie sagt: Ich weiß, dass er auferstehen wird bei der Auferstehung am Jüngsten Tag. Es ist beeindruckend, wie Marta ihrem Glauben und ihrer Hoffnung Ausdruck verleiht. Doch die meisten Menschen werden vermutlich eher unsicher sein. Wie geht es Ihnen, wenn Sie das hören? Sogar Jesus scheint an ihrer, an Martas Sicherheit zu zweifeln, wenn er sie fragt: Glaubst du das?

Ja, als Christinnen und Christen dürfen wir das glauben und hoffen. Wir glauben und hoffen, dass Jesus die Auferstehung und das Leben ist. Wir glauben und hoffen, dass seine Worte gelten: Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil können wir einer noch größeren Hoffnung Ausdruck verleihen, nämlich dass Gott alle erlöst, seien sie christlichen Glaubens oder Angehörige einer anderen oder keiner Religion.

Wie geht es Ihnen? Worauf hoffen Sie?

Nehmen Sie sich eine Zeit der Stille, um darüber nachzudenken…

 

Fürbitten

Wir bringen unsere Bitten vor Gott, der auch in Leid und Tod bei uns ist und uns nicht verlässt:

  • Wir bitten für alle Verstorbenen: Schenke ihnen die Auferstehung und nimm sie auf in dein Reich. – Gott, unser Vater: A: Wir bitten dich, erhöre uns.
  • Wir bitten für alle Trauernden: Schenke ihnen Menschen, die für sie da sind, und sei ihnen nahe. – Gott, unser Vater:
  • Wir bitten für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Kliniken, Hospizen und Pflegeeinrichtungen: Schenke ihnen Stärkung in ihrer täglichen Arbeit. – Gott, unser Vater:
  • Wir bitten für unsere eigenen Anliegen in einem Moment der Stille:

kurze Stille

Gott, unser Vater:

Herr, wir danken dir für deinen Sohn Jesus Christus. Durch ihn preisen wir dich, heute und alle Tage.