Gründonnerstag – vorbildlicher Dienst Jesu (Joh 13, 1-15)

Zum Weinen

Als Jugendlichem ist (zumindest mir) glaubhaft erzählt worden, der Wortteil ‚grün‘ von Gründonnerstag habe damit zu tun, dass man auch am Tag vor Karfreitag schon mit dem Fasten beginnen und ‚Grünes‘ essen müsse, also weder Fleisch noch Wurst. Mittlerweile ist wohl erwiesen, dass das Wort ‚grün‘ in diesem Zusammenhang mit dem alten, heute fast nicht mehr gebräuchlichen Wort ‚greinen‘, also weinen, zu tun hat: Es ist uns zum Weinen, dass Jesus ausgeliefert worden ist und einen grausamen und schrecklichen Tod sterben musste. Und heute ist es auch zum Heulen, dass immer mehr Menschen nicht nur wegen ihres Glaubens verfolgt, gejagt, vertrieben, misshandelt, geschlagen und ermordet werden, sondern auch wegen politischer Überzeugungen oder sexueller Orientierungen.

Die reinigende Kraft der Tränen

Wenn etwas zum Weinen ist, zum Heulen, dann ist das aber auch ein gewisser Reinigungsprozess unseres Körpers. Und so können wir am Gründonnerstag unserem Schöpfer auch dafür danken, dass und wenn wir weinen können. Das gilt zwar nach wie vor als Zeichen der Schwäche, besonders beim männlichen Geschlecht, hat aber befreiende, ja geradezu erlösende Wirkung: Wenn wir traurig sind oder von Schmerzen geplagt; wenn wir mit großen seelischen oder körperlichen Belastungen kämpfen müssen; wenn uns in der Trauer über verstorbene Angehörige nicht nur zum Heulen zumute ist, sondern wir tatsächlich Tränen vergießen können. Das Wasser der Tränen hat zweifelsohne große reinigende Kraft, und nach dem Schleier der Tränen sehen wir oft umso klarer.

Demut im Zeichen des Wassers

Die säubernde Kraft des Wassers steht heute aber auch im Mittelpunkt des Evangeliums. In vielen Gemeinden ist in den vergangenen Jahren der Ritus der Fußwaschung im Andenken an die großartige Geste Jesu im Abendmahlssaal ‚nachgespielt‘, oder besser: vollzogen worden. Im Zeichen der Corona-Krise ist dies heuer nicht möglich, der Priester den im kirchlichen, aber auch gesellschaftlichen Leben verdienten Frauen und Männern die Füße wäscht – als Zeichen der Wertschätzung und Hochachtung, aber auch der Demut und Dankbarkeit. Dabei dürfen wir durchaus unserem Schöpfer preisen sein für das großartige Element ‚Wasser‘, das unseren Durst stillt und uns erfrischt, das lebendig macht und uns von Staub und Schmutz reinigt. Und wir dürfen ebenfalls sehr dankbar sein für die beeindruckende Geste Jesu, seinen Jüngern mit dem Zeichen der Fußwaschung zu dienen. Und er fordert uns dabei recht unmissverständlich auf, seinem Beispiel zu folgen und ebenfalls anderen Menschen die Füße zu waschen – eine demütige Geste, eine Geste also, die Mut zeigt zu dienen. Und dieser Dienst der Demut sollte sich nicht nur auf die Fußwaschung beschränken, sondern sich durch unser Handeln auf das Leben und die Welt auswirken: Dienst an den Kleinen und Schwachen, Dienst an den Kranken und Behinderten, Dienst an den Asylsuchenden und Heimatlosen, Dienst an den nach Nahrung und Leben Hungernden und Dürstenden.

Und ein paar abschließende Gedanken zum heuten Tag:

 

Waschungen

 

Den Kopf gewaschen

Bekommen wir oft genug

Zu Recht oder zu Unrecht

Immer ist das unangenehm

 

Die Hände waschen

In Unschuld

Das war nicht nur bei Pontius Pilatus so

So handeln Mächtige und Einflussreiche

Und oft auch Kleine und eher Unbedeutende

Heute noch

Und bekleckern sich dabei maßlos und offensichtlich

 

Die Füße gewaschen

Bekommen

Das ist etwas Neues und Unerhörtes

Ein Zeichen der Demut

Der Wertschätzung und Achtung

Im Namen Jesu

Und nach seinem Vorbild

 

Markus Krell