Emmaus – Musterbeispiel gelungener Seelsorge – Gedanken zum Ostermontag
‚E-Maus?’
Religionsunterricht nach den Osterferien. Zur Nachbereitung der Kar- und Ostertage fragt der Lehrer die Schüler: „Was ist denn eigentlich Emmaus?“ Erst kein, dann ein zaghafter Fingerzeig: „E-Maus, Elektro-Maus am Computer vielleicht?“ Nun, an einer solchen Antwort könnte man verzweifeln – oder sich besser klarmachen, dass mittlerweile Computer zur Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen gehören und (tagtägliche) Begleiter sind.
Emmaus damals: Jesus begleitet
Nun, die Emmausgeschichte im Evangelium heute ist auch eine Begleitgeschichte – und dazu noch ein sehr gelungenes Beispiel von einfühlsamer Seelsorge am Mitmenschen. Jesus sieht zwei Menschen, die offensichtlich gebeugt sind, niedergeschlagen, depressiv. Und Jesus tritt hinzu und geht zunächst nur mit – ohne viele Worte. Und da öffnen sich die beiden Männer, erzählen von ihrem Herz-Schmerz, lassen ihrer Enttäuschung freien Lauf, klagen an. Erst jetzt versucht Jesus behutsam Worte zu finden – nicht verharmlosend oder beschwichtigend, sondern deutend und erklärend. Dieser gemeinsame Weg tut gut – die Zeit vergeht wie im Flug, es sind ja immerhin elfeinhalb Kilometer von Jerusalem bis Emmaus zurückzulegen. Es wird Abend. Fürchten sich die Jünger vor der hereinbrechenden Dunkelheit und den (schrecklichen) Bildern, die dann vielleicht wieder in ihnen hochsteigen und lebendig werden? Sie laden Jesus ein, doch zu bleiben; sie wollen sich sicher auch durch Gastfreundschaft für seine Begleitung bedanken. Und beim Brotbrechen geht ihnen auf: Jesus ist ja unter ihnen.
Emmaus heute: Begleitung in Jesu Namen
Die eben beschriebene Seelsorge Jesu ist durchaus nachahmenswert. Warum nicht erst einmal schweigen und ‚nur’ zuhören, wenn der Partner, eine Freundin, ein Bekannter traurig oder bedrückt ist? Einfaches Dasein ohne viele Worte ist sozusagen eine ‚Erste Hilfe’ gegen Verzweiflung. Erst langsam brauchen wir dann etwas selber formulieren. Vielleicht kann man sinnvolle Bezüge herstellen: Krankheit als Chance, seinen Lebensstil zu ändern; Verlust des Nerven zehrenden Arbeitsplatzes als Möglichkeit einer beruflichen Neuorientierung; Trennung als Ende eines Leidensweges – oder doch Chance für späteren wohlüberlegten Neubeginn.
Und dann stellt sich beim Zusammensitzen plötzlich das Gefühl ein: Das hat gut getan, sein Herz ausschütten zu können – und zum Zuhören und Raten fähig zu sein. Da muss uns jemand begleitet, geführt und ermutigt haben durch seine Gegenwart. Und wir können unsere Dankbarkeit letztendlich ausdrücken in der großen Dankfeier der Kirche, der Eucharistie. Wir empfangen ein kleines, unscheinbares Lebensmittel: das Brot, Wegzeichen Jesu.
‚E-Maus!’
Ein Leben ohne Computer ist für uns kaum mehr vorstellbar. Er ist zum ständigen Begleiter geworden, manchmal verflucht, oft verhätschelt, kaum zu ignorieren. Bevor wir gar nichts tun – warum nicht eine email an einen kranken Freund, an eine trauernde Bekannte schicken, mit einfühlsamen Nachfragen und sinnvollen Ermunterungen, gerade wo zur Zeit der Corona-Virus Begegnungen von Angesicht zu Angesicht praktisch unmöglich macht? Erinnern wir uns noch einmal an unseren Schüler und seine plötzlich nicht mehr so abwegige Antwort – sie brauchen für so eine email, die Begleitung und die Zeichen sein soll, die E-Maus…