Die Blickrichtung ändern…

Gedanken zum 3. Sonntag der Osterzeit (Joh 21, 1-14)

Kennen Sie die kleinen Faltschiffchen aus Papier? (Sie haben hier oben eines als Bild…) Als Kind hat sie bestimmt jede und jeder schon einmal gebastelt und hat es sicher auch gerne gemacht. Ja, mit etwas Geschick schwimmen sie sogar eine kurze Zeit auf dem Wasser…

Warum steht dieses einfache Papierschiffchen am Anfang der heutigen Gedanken? Das Evangelium erzählt heute von Wasser, Boot und Fischen, und vor allem erzählt es von den Menschen, die dabei ihre Arbeit tun. Es sind einige Jünger am See von Tiberias. Es ist die Zeit nach Ostern: Jesus ist gestorben, und man berichtet von seiner Auferstehung und von Erscheinungen. Wenn man sich in die Lage der Jünger versetzt, kann man sich vorstellen, dass sie trotzdem oder vielleicht gerade deshalb immer noch verwirrt waren, vielleicht hoffnungsvoll.

Was sollen sie nun tun? Wie und wovon sollen sie leben? – Nun, sie besinnen sich auf das, was sie können und gelernt haben, das Fischen. Und so steigen sie zu Beginn dieser Nacht in ihr Boot und fahren hinaus auf den See. Aber sie fangen nichts in dieser Nacht, keine Fische, kein Lohn für die lange Nacht. Und als sie – wahrscheinlich sehr müde und abgekämpft – zurückkommen, steht da ein Mann am Ufer und sagt ihnen: Werft doch euer Netz mal auf der rechten Seite aus! – Da stellt sich die Frage: Haben die Jünger wirklich nur auf einer Seite gefischt? Wussten sie nicht selbst, wie es am besten geht?

Der Ratschlag Jesu ist sicher kein rein handwerklicher, kein Tipp wie man es besser machen soll. Denn wenn wir so ein Boot anschauen – (schauen Sie doch nochmals auf das Symbol oben) – wer kann da schon sagen, wo die rechte Seite ist? Von mir aus gesehen? Oder von Ihnen aus? Und was ist, wenn man das Boot umdreht, wo ist dann die rechte Seite?

Die Seite, die wir als die rechte bezeichnen, ist vielleicht nicht immer die, die Jesus meint. Die Seite, von der Jesus spricht, kann auch eine andere, das Andere sein, das Unkonventionelle. Manchmal muss man sich vielleicht auch umdrehen, und in eine andere Richtung schauen als die gewohnte. Dann ist die rechte, die richtige Seite die, die anders ist, als man normalerweise denkt. Das heißt: Jesus fordert dazu auf, die Menschen und die Dinge einmal anders zu betrachten, die Blickrichtung zu ändern, die Perspektive zu wechseln.

Denn die Erfahrung der Jünger kennen sicher viele: Man arbeitet und macht und tut, man hetzt und engagiert sich – und der „Lohn“ dieser Mühe ist gering oder bleibt gar aus. Kein „Erfolg“ stellt sich ein. Das erfahren wir in unseren Gemeinden, aber auch manchmal im Beruf oder in der Familie und in der Schule.

Jesus sagt: Wirf dein Netz mal auf der anderen Seite aus. Dreh dich um, ändere deine Blickrichtung. Schau nicht nur auf den See, sondern mal ans Ufer, dort wo die anderen Menschen stehen. Nimm das Andere in den Blick – nicht nur das, was Lohn und Erfolg bedeutet, sondern das Zwischenmenschliche.

Hoffentlich haben auch wir den Mut, wie die Jünger trotzdem noch einmal aufzubrechen; sich noch einmal aufzumachen, auch wenn man denkt, doch schon alles getan zu haben. Das ist Jesu Rat: Werft euer Netz doch einmal auf der rechten Seite aus. Habt Mut, traut euch, euch in eurem Boot umzudrehen. Ändert eure Blickrichtung – auch hin zu den Menschen – und auch hin zu Jesus, dem Auferstandenen.